Sonntag, 22. Dezember 2013

Werneth - Getreidelager

Es ist Mittwoch der 6. November ich wohne noch immer auf der Farm Gorrinn und arbeite in Woolsheds, sammle also Wolle auf. Der am Anfang komplizierte Wurf des Fleeces ist inzwischen reine Routine, ein Wurf in voller eile und über eine Länge von drei Metern - kein Problem. Ich habe viel Spaß an dem Job, arbeite zum Teil mit Neuseeländern, wo aus Tradition die Bassbox bis auf Anschlag aufgedreht wird, oder in klassischen australischen Teams, bei denen es immer eine lustige Geschichte der Kollegen zu hören gibt, einer redet da immer, 10 Stunden am Tag mit einer halben Stunde Unterbrechung, in der zweiten Hälfte der Mittagspause schlafen die meisten für 20 Minuten. Ich habe mich an den Rhythmus gewöhnt, zwei Stunden arbeiten, halbe Stunde pause und wieder zwei Stunden arbeiten bis abends halb sechs das letzte Schaf geschoren wird und das Bier auf der Heimfahrt je länger die Woche ist immer besser schmeckt. Am nächsten Morgen geht es wieder früh aus den Federn, gegen um 6 fahre ich los, sammle ein paar Kollegen auf dem Weg ein und halb acht beginnt das selbe Spiel wieder von vorne, zehn Stunden laute Musik oder zehn Stunden lustige Geschichten – Kiwi oder Aussie Team – Wolle aufzusammeln und durch die Gegend zu werfen gibt es immer. So geht das ganze sieben Tage die Woche, irgendwo gibt es immer ein Schaf mit zu viel Wolle, einen Scherer der 200 Haarschnitte am Tag verteilt und mich der 200 mal die Wolle aufhebt, wirft, sortiert und presst. So würde es in einer idealen Welt aussehen, doch leider gibt es diese auch hier nicht. Der Regen macht uns zur Zeit zu häufig einen Strich durch diese Rechnung, nasse Wolle kann nicht geschoren werden und somit sitze ich an diesen Tagen auf Gorrinn fest, verdiene nicht einen Dollar und bin meist nicht gut gelaunt, ich hasse diese Tage. Leider häufen sie sich zurzeit immer mehr, meist kommen nicht mehr als vier Arbeitstage pro Woche zusammen. Heute ist wieder mal so ein Tag, gestern hat es 20 mm geregnet, das ist nicht viel aber genug um uns komplett zu stoppen. Voller Frustration sitze ich am Computer, schaue mir aus lauter Langeweile Golf oder Cricket an. Ich stoße auf eine Internetseite mit Jobangeboten in ganz Australien, schnell tippe ich ein paar Zeilen über mich und meine Erfahrungen der letzten Monate zusammen und sende es an ein paar Leute, egal was für ein Job, so wirklich mit einer Antwort rechne ich sowieso nicht und gegen Mitternacht gehe ich frustriert ins Bett, heute hat es wieder geregnet und somit werde ich morgen wieder gegen halb neun aufwachen und mich selber fragen was ich mit diesem Tag so anstellen werde.


Es ist Dienstag der 26. November, die letzten Wochen waren besser, nicht perfekt aber besser. Der für diese Jahreszeit sowieso ungewohnte Regen hat nachgelassen und meist finden sich ein paar trockene Schafe zu scheren. Ich bin nach einem langen heißen Tag auf dem Heimweg, leider nur 100km/h mehr ist nicht erlaubt, die Sonne neigt sich dem Horizont und ich freue mich auf die kalte Dusche. Plötzlich klingelt das Handy, eine Frau stellt sich als Jobvermittlerin vor und erkundigt sich, ob ich immer noch an dem Beruf interessiert sei und ob ich die Möglichkeit habe nächsten Montag zu einem Bewerbungsgespräch zu erscheinen. So sehr ich auch versuche aus meinem hinterletzten Abteil meiner grauen Zellen hervor zu ziehen von was für einem Beruf diese Frau redet, ich habe absolut keinen Plan. Aber warum eigentlich nicht, irgendwas werde ich mir dabei schon gedacht haben, als ich ihr diesen Bewerbungstext geschickt habe. Ich sage spontan zu, am nächsten Morgen nehme ich mir besagten Montag frei und keine zwei Tage später erreicht mich ein Stapel Papier mit Informationsmaterial. Unmengen an Sicherheitsvorschriften, ich überfliege diese Texte recht zügig bis ich auf den letzten Seite feststelle, das es dazu auch noch einen drei seitigen Fragebogen auszufüllen gibt, na wunderbar, nun weis ich ja was ich die nächsten Tage nach der Arbeit zu tun habe.

Am Montag dem zweiten Dezember sitze ich der mir vom Telefon bekannten Frau und einem netten Jungen Mann gegenüber, noch immer hab ich ehrlich gesagt nicht wirklich einen Plan um was es hier geht aber das wird sich bestimmt klären und siehe da, dieser Mann ist nur hier um mir meine Aufgaben in diesem Beruf näher zu bringen. Ich erfahre, dass es sich um ein Getreidelager handelt, das für die in Kürze beginnende Erntezeit, Arbeiter zum entladen der LKWs sucht, der Mann sagt es sei keine harte Arbeit aber 70 Stunden die Woche seien nicht unnormal. Dann ist die Frau an der Reihe: Sie stellt mir ein paar allgemeine Fragen zu meiner Erfahrung und solch allgemeinem Kram, als wir dem Ende dieses Bewerbungsgespräches näher kommen, erläutert sie mir das Bezahlungsmodell, ich beginne ein starkes Interesse zu bilden und keine fünf Minuten später gibt sie mir ein Formular zum eintragen meiner Steuerdetails sowie meinem Kontodaten mit und beendet das Treffen. Obwohl sie sagt, dass ich in Kürze über das Ergebnis des Gesprächs erfahren werde, bin ich mir recht sicher, dass das mein Job für die nächsten Wochen ist! Warum sonst möchte sie sonst meine Bank- und Steuerdetails wissen?


Es ist Sonntag der 15. Dezember ich packe meinen Rucksack, inzwischen habe ich die Zusage erhalten, doch aus organisatorischen Gründen muss ich Gorrinn verlassen. Matt der Manager wohnt in Ararat und kann mich mit auf Arbeit nehmen, doch es wäre zu umständlich mich von der Farm außerhalb von der Stadt abzuholen, deshalb wohne ich jetzt in einem Pub, habe mein eigenes kleines Zimmer im Obergeschoss und eine Bar im Erdgeschoss falls ich doch mal auf die lustige Idee kommen sollte Lust auf ein kühles Bier vom Fass zu verspüren. Was für ein Leben!



Am nächsten Morgen werde ich um sechs Uhr Morgens abgeholt, eine gute Stunde später kommen wir in Werneth an und auf den ersten Blick könnte es nicht unspektakulärer sein: Eine recht große flache Fläche, sechs riesen Silos, drei kleine Häuschen im Stile von Baucontainern und drei recht große mit Planen abgedeckte Haufen. Das kann ja was werden, nach kurzer Zeit bessert sich mein erster Eindruck, ich lerne das Team aus rund 15 Leuten kennen, die meisten haben hier schon zur Erntezeit 2012 gearbeitet und alle machen einen recht netten Eindruck. Halb acht beginnen wir mit der Arbeit. Ich lerne das System ein wenig kennen. Im großen und ganzen fahren die Trucks auf eine Art Rampe und tippen, dort das Getreide aus, unter der Rampe befinden sich Fließbänder, diese befördern die Ladung in ca. zehn Meter Höhe und bilden somit einen großen tonnenschweren Getreidehaufen. Da dabei recht viel Staub und Dreck entsteht habe ich meine Kamera noch nicht mit auf Arbeit gehabt hier ein paar Bilder aus dem Web: http://www.kiliceng.com.au/project/popup_images/20?idx=2)
Um diese mehrere Millionen Dollar kostbare Ladung nicht dem Wetter auszusetzen, werden große Planen verwendet um den Regen fern zu halten.

Heute ist Donnerstag, mit 45 Grad wohl einer der heißesten Tage des Jahres in dieser Region, der staubtrockener Nordwind brennt auf der Haut. Inzwischen bin ich verantwortlich für die Entladung aller Rapsladungen. Aus jedem einzelnem LKW wird zunächst eine Probe entnommen und alle preisbestimmenden Daten, wie Feutchtigkeit, Proteingehalt und Reinheit bestimmt, im Anschluss wird fahren die bis zu 50 Tonnen schweren Trucks auf die Waage, daraufhin entladen wir die wertvolle Ware. Natürlich wird dabei in unterschiedliche Qualitätsstufen unterteilt, so gibt es bis zu 5 Stufen von Gerste, im Grunde alles von Nahrungsmittel bis hin zum minderwertigen Futter. Insgesamt werden wir heute zwischen acht und 21 Uhr 250 Tonnen Getreide entladen. Da jeder „nur“ zwölf Stunden pro Tag arbeiten darf, endet für mich der Tag meist gegen sieben oder halb acht, doch eher ich zurück in Ararat bin ist es oftmals nicht vor neun Uhr abends. So gibt es meist in der Frühe den Sonnenauf- und auf der Heimfahrt den Sonnenuntergang zu betrachten. Doch wie in dem Bewerbungsgespräch beschrieben, es ist ein langer Tag aber wirklich keine harte Arbeit und das wirklich gute Team erleichtert die ganze Sache enorm, jedoch ist es trotzdem genug um Ende des Tages geschafft ins Bett zu fallen und sich wenigstens auf ein paar Stunden Schlaf zu freuen.

Ich werde diesen Job wohl bis Ende Januar haben, je nach dem wie lange sich die Erntezeit hinzieht.

Ich wünsche euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Zurück ans andere Ende der Welt - Was für ein riesen Spaß


Es ist  Mittwoch der 16. Oktober 2013 als ich mich gegen 11 Uhr dann doch dazu entscheide mit dem Packen meines Rucksacks zu beginnen. Das inzwischen zur Routine gewordene Zusammenfalten und Stopfen der Shirts und Shorts beansprucht von Mal zu Mal weniger Zeit und so bin ich keine zwanzig Minuten später zur Abfuhr bereit. Von Ketsch geht es nach Frankfurt, noch ein letztes Mal auf der Autobahn rasen, bevor es wieder gilt Schlaglöchern auf den Dreckstraßen Australiens aus zu weichen.


Flughafen Frankfurt - Auf zum ersten Schritt

Gegen 3 steige ich in den Flieger, nach dem ich, überraschender Weise ohne Übergepäck zahlen zu müssen, eingecheckt habe. 6,5 Stunden später und die Boeing 770 landet in Dubai. Inzwischen ist es kurz vor Mitternacht als ich das Flugzeug verlasse und die erneuten Sicherheitskontrollen passiert habe. Erst 9.35 geht die Reise weiter Richtung Südosten. Kurz an der Information ein paar Tipps eingeholt und der Plan steht fest: Rumsitzen? Nein Danke! Ich werde für eine Nacht die City Dubais unsicher machen und wenige Stunden später voller Eindrücke wieder zum Flughafen zurück kehren. Schnell noch ein wenig Geld getauscht, ein paar überdimensionale Stempel in meinen Reisepass abgeholt, mein Handgepäck abgegeben und schon sitze in einem der unzähligen Taxis in Richtung Innenstadt.



Zehn Stunden Dubai

Die Frage des Fahrers nach meinem Ziel, fällt mir etwas schwer zu beantworten. Ich erkläre ihm dass ich nur wenige Stunden Zeit habe und nur einen kurzen Eindruck bekommen möchte. Er nickt und fährt los. Schnell sind wir eingeschlossen in Mitten von einer Unmenge an gläsernen Hochhäusern. "Alles neu, alles vom Feinsten", erklärt mir der nette junge Mann und fährt fort, "siehst du da vorn die Brücke?", keine 100 Meter vor uns eine riesige Autobrücke, "Vor zehn oder fünfzehn Jahren begann dort die Wüste!" Ich will es gar nicht glauben: Vor mir erheben sich majestätisch dutzende von Wolkenkratzern und vor gar nicht all zu langer Zeit zog dort ein Kamel mit einem Araber auf dem Rücken über die Düne? Das ist beeindruckend! Nach 15 Minuten ist die Fahrt beendet, von hier aus würde ich mich zurecht finden.

Während der Fahrt überragte ein Gebäude die ganze Stadt: Der höchste Turm der Welt, Burj Khalifa. Leider ist er bei Nacht nicht zur Besichtigung geöffnet, erklären mir ein paar Passanten, aber das ist mir eigentlich egal. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht stehe ich nun 500 Meter von diesem Giganten entfernt und verrenke meinen Kopf um die Spitze zu sehen. Was für ein riesen Ding!



Mit meinen Blicken wieder auf dem Boden angekommen bemerke ich ein rund um zufrieden scheinendes Volk. Jeder lacht, unterhält sich oder genießt den Blick über den See, viele zücken ihre Smartphones und versuchen diesen Giganten auf ein Foto zu quetschen. Die meisten scheitern, er ist einfach zu hoch. Ich schieße selbst einige Schnappschüsse und schlendere über den Platz Mal sehen was da vorn so ist? Und wie sieht es um die Ecke herum aus. Doch irgendwie fesseln mich diese Leute. Bemerkenswert freundlich, kaum schaut man nur ansatzweise in die Richtung eines Mannes, schenkt er dir ein dickes Lachen und nickt dir freundlich zu. Die Augen der oft verschleierten Frauen, strahlen unbeschreiblich und die Kinder rennen kreuz und quer.



Dieser Ort scheint diese Freude in die Besucher zu impfen. Ist es das wohl kaum besser zu demonstrierende Gefühl der Stärke der Menschen über die Natur? Oder liegt es den Bewohnern dieser Gegend einfach so im Blut? Für mich leider in dieser kurzen Zeit nur schwer heraus zu finden, aber ich bin sicher eines Tages kehre ich hier hin zurück. Die Zeit vergeht im Flug. Einmal einen Kaffee getrunken, kurz im größten Shoppingcenter der Welt gestöbert, durch einen Unterwassertunnel spaziert und schon ist die Nacht vorbei.




























 Auf geht es mit dem Taxi Richtung Flughafen, abermals durch die Passkontrolle, wieder zwei überdimensionale Stempel abholen, und schon bin ich schneller als gedacht im Terminal.

Verwirrung

Eine Stimme ertönt und weckt mich aus dem tiefen Schlaf. Zwei Stewardess wecken mich auf, fragend, ob ich nach Melbourne fliegen möchte. Noch im Halbschlaf renne ich zum Flugzeug. Als letzter betrete ich den Riesenvogel und schlafe, gerade auf meinem Sitz angekommen, direkt wieder ein. Nach drei Stunden wache ich auf, der Bildschirm vor mir zeigt: Noch 2 Stunden und 37 Minuten bis zur Landung in Singapur. Was Singapur? Sitze ich im falschen Flug? Unmöglich! Verdutzt frage ich meinen Sitznachbarn, er erklärt mir, mit einem leichten Lachen auf den Lippen, dass wir dort planmäßig zwischenlanden und dann weiter nach Melbourne fliegen. Mein Herzschlag beruhigt sich und ein schlechter Film lässt mich kurze Zeit später erneut einschlafen.

Genau wie erklärt kam es auch und so komme ich nach scheinbar unendlich langen Stunden gegen 9 Uhr in Melbourne an. Unerklärlicherweise gibt es dort keinen direkten Zuganschluss, was für mich bedeutet mit einen Bus in die City zu fahren um dort eine weitere Stunde zu warten, inzwischen ist mir auch das egal, darauf folgend geht es endlich auf in den Zug nach Ararat, der finale Schritt beginnt. Weitere zwei Stunden Schlaf, mit ein wenig mehr Beinfreiheit, später und endlich komme ich in Ararat an. Jack (3) empfängt mich mit strahlenden Augen und seine Oma fährt erst mit mir die anderen Kinder von der Schule abholen und im Anschluss nach Gorrinn.

Auf an die Arbeit


 Alles hier ist mir sehr vertraut, nahezu jeden Baum kenne ich, jedes Schlagloch in der Zufahrt habe ich schon x-mal umkurvt und doch scheint alles ein wenig anders zu sein: Frischer, leuchtender am Ende einfach nur grüner zeigt sich die ganze Farm im Frühling Australiens. Viel Zeit zum Staunen bleibt mir nicht. Es ist viel los bei den Richardsons: Lammmarking steht auf dem Tagesprogramm und da ich mich erstaunlicher Weise recht fit fühle helfe ich die letzten verbleibenden Stunden aus. Wir alle Nutzen die Zeit um die neusten Neuigkeiten aus zu tauschen und so vergeht die anstrengende Arbeit rasend schnell. Mein Teil besteht darin die Lämmer hoch zu heben und in die Vorrichtung auf den Rücken liegend ein zu spannen. Im Anschluss werden ihnen aus hygienischen Gründen die Schwänze  abgeschnitten und die Jungtieren erhalten die ein oder andere Impfungen zur Vorbeugung der zahlreichen Krankheiten. Viele Farmer sagen: "Schafe sterben gern." Gemeint ist, das es unzählige Krankheiten und Umstände gibt den Tod eines Schafes zur Folge haben. Mit dieser zugegebener Maßen nicht sehr ansehnlichen Prozessur (Mulesing) versuchen wir das Leben bestmöglich zu verlängern.

Lange nicht gesehen


Kurz darauf sitzen wir bei ein paar Bier und feinstem Steak beim Abendbrot und die Kinder löchern mich mit Unmengen an Fragen über Deutschland und was ich wann, wie und wo so erlebt habe.

Wie ich erfahre stehen große Aufgaben für die nächste Woche an. Richo wird 40 und es wird eine Party mit über 100 Leuten geben, es soll es legendäres Fest werden. Doch zuvor heißt es noch einige Punkte auf Jills Wunschliste ab zu arbeiten. Ihr Vater Keith ist extra ein paar Tage eher angereist um bei den Vorbereitungen zu helfen. So zementieren wir ein neues Gartentor, bessern die Schlaglöcher auf der Zufahrt aus, erneuern die den Garten eingrenzende Steinmauer, schrubben und putzen im und um das Haus herum, befreien eine Wiese von tief eingegrabenen Felsen um sie anschließend zu mähen und als Parkplatz zu verwenden, hängen Lichter auf, Räumen Gartenmöbel herum, bringen Kühlräume herbei, die Jill nach wenigen Stunden mit massenweise Essen gefüllt hat, karren Unmengen an Bier und anderen Getränken heran und und und. Kurz: Fast eine ganze Woche bereiten wir diese riesen Fete vor.
Nach und nach treffen die ersten Gäste aus ganz Australien verteilt ein, unter anderem auch Jills Schwester Annie mit ihrer ganzen Familie. Ja richtig Annie, Drew, Isabelle, Wally und Harry Hacon. Vor ungefähr einem Jahr begann ich dort nix wissend meine ersten Versuche als Cowboy. Die Freude über das Wiedersehen ist riesig und wir werden ein paar tolle gemeinsame Tagen haben. Schon am ersten Abend sitzen wir bis halb zwei und alle erzählen die besten Geschichten der letzten Jahre. Jill und Annie haben sich auf Grund der langen Entfernung seit Jahren nicht gesehen und so ist ein Aufeinandertreffen um so schöner.

Partytime

Alle helfen bei den Vorbereitungen mit und so ist schon Samstagvormittag alles fertig. Die Geburtstagsfeier im Motto der Filme der 70er Jahre beginnt. Naja fast: 5 Minuten vor halb acht, dem offiziellem Beginn schaffe ich es beim Versuch einen Stahlpfahl in den Boden zu rammen mir den Kopf blutig zu schlagen. Die rote Suppe tropft von meiner Stirn herunter, doch eine halbe Stunde später stellt sich heraus das nix genäht werden muss und nun auch ich ein Teil des großen Spaßes werde. Zu meinem Erstaunen kenne ich unzählige Leute, für viele habe ich mal gearbeitet, mit andere Football gespielt und über den ein oder anderen habe ich schon manch Geschichte gehört und habe nun endlich die Möglichkeit ihn persönlich kennen zu lernen. Meine Aufgabe ist es außerdem die ausgefallenen Kostüme auf Bildern fest zu halten.

 












Die zeit vergeht rasend, mal ein kurzes Gespräch da mal ein schnelles Foto hier, immer weiter ziehend auf der Suche nach ein wenig Licht in der Dunkelheit für ein weiteres Foto. Die Verkleidungen erschweren es mir zum Teil alle wieder zu erkennen doch auch diese Probleme sind nach und nach verschwunden. Denn wen man nicht kennt, der wird einem vorgestellt und nicht selten kommt dann die Erleuchtung und ich erinnere mich die meisten doch irgendwo schon mal getroffen zu haben. Der absolute Höhepunkt der Party ist, als Richo zu seiner Überraschung ein von ihm seit Jahren gewünschtes Auto geschenkt bekommt. Bis früh um sechs feiern die letzten inzwischen stark erheiterten. Was für eine Nacht was für ein Spaß.

Am nächsten Morgen wachen überall über Kopfschmerzen klagende Leute auf. Ich selbst habe  wohl vor dem warmen Feuer geschlafen, bis in das Zelt hinter dem Haus, in das ich übergangsweise eingezogen bin, habe ich es dann wohl doch nicht mehr geschafft. Und weil es doch so schön war und gegen Kopfschmerzen auch nicht viel anderes hilft sitzen wir wieder bei Steak und Bier auf den Sofas im Garten, den ganzen Sonntag über kommen und gehen Freunde und Besucher nur ein kleiner Kern bleibt den ganzen Tag. Ich spiele Fußball mit den Kindern, beginne "verwunderlicher Weise" unglaublich schnell zu schwitzen und beschließe deshalb recht zügig wieder zum Bier und Steak zurück zu kehren.

Inzwischen ist es Montag morgen, die Gesichter sehen noch schlimmer aus als Gestern zu selben Zeit, der Kaffeekonsum ist noch höher und zusammen stellen wir fest, das wir es wohl auch am Sonntag etwas zu stark angegangen sind. Keiner fühlt sich so wirklich nach weiteren Bier, trotz der Unmengen die noch übrig sind. Außerdem ist es Claudias 8. Geburtstag, doch diese Feier wird deutlich kleiner ausfallen als die ihres Vaters. Wir beginnen mit dem Aufräumen, sammeln den Müll ein, räumen Sofas, Tische und Stühle um und entscheiden einige Stunden später dann doch aufgrund des allgemeinen Unwohlseins den Rest auf den nächsten Tag zu verschieben.
Am Abend gehen die Hacons, die Richardsons, Jill und Annies Vater und ich Essen, um Claudias Geburtstag wenigstens ein wenig zu feiern. Ausnahmsweise ist es diesmal kein Problem einen Fahrer zu finden der nur wenig Alkohol trinkt, wir alle hatten wohl genug davon in den letzten Tagen.

Am Dienstag Morgen sieht das Gesamtbild nur geringfügig besser aus. Noch immer von Kopfschmerzen geplagt gehen wir es recht ruhig an und verschieben die letzten Aufgaben zum beseitigen der Partyrückstände gekonnt auf Morgen. Dann aber wirklich!
Als Annie und Drew als letzte an diesem Morgen das Haus verlassen stellen wir alle fest, das es ein unglaubliches Wochenende war und sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt hat.

Für mich selbst waren meine ersten 10 Tage wie eine perfekte Zusammenfassung meines letzten Jahres, voller Vorfreude geht es nun in die nächsten 10 Monate.


Viele Grüße nach Deutschland.

Montag, 3. Juni 2013

Rouseabout


Wie so oft während meiner Reise fing alles mit einem Zufall an. Eines morgens bekam ich einen Anruf mit der Anfrage beim Scheren der Schafe auszuhelfen. Ein benachbarter Farmer hat ein komplettes Team, doch krankheitsbedingt ist jemand ausgefallen. Ich habe nicht lange gezögert und dem ganzen als Experiment zugesagt, ohne wirklich eine Ahnung zu haben was mich erwarten wird. Am nächsten Morgen stand ich nun dort in dem sogenannten „Woolshed“ – ein Haus in dem die Schafe geschoren werden. Im großen und ganzen sah ich folgendes: Drei Männer scheren Schafe und zwei Frauen stehen an einem Tisch und sortieren die geschorene Wolle aus. Das heißt die zu kurzen oder stark verschmutzen Teile werden aussortiert und der Großteil je nach Qualität in eine der Wollpressen abgelegt und später gepresst. Nach einer kurzen Einweisung stellte ich fest, dass ich sozusagen das Bindeglied zwischen dem „Shearer“, welcher die Wolle abrasiert, und dem „Woolclaser“, welche die Wolle aussortiert, bin. Das heißt sobald das Schaaf geschoren ist sammle ich die Wolle auf und trage sie zu dem Tisch, in der Zwischenzeit greife ich zum Besen und versuche den Arbeitsplatz der „Shearer“ so sauber wie möglich zu halten in dem ich kleine Wollstücke wegkehre. Soweit das Grobe nun die Feinarbeit. Recht schnellt erkenne ich warum man immer wieder hört, dass es eine Kunst ist das Schaaf zu Scheren und die Wolle auf den Tisch zu bringen. Der „Shearer“ wird in jedem Fall die Wolle in einem großem Stück, dem sogenannten „Fleece“, scheren und ein guter Rouseabout, wird die Wolle ich einem Stück auf den Tisch bringen. Das heißt man faltet das Fleece mit zwei, drei gekonnten Handgriffen zusammen, hebt es an und wirft es dann im hohen Bogen auf den Tisch, sodass das „Fleece“ ausgebreitet auf dem Tisch liegt und dort weiterverarbeitet werden kann. Im Idealfall sieht das dann so aus:






Die ersten Versuche waren recht hart: Total verknotet, das Hinterbein über dem Nacken, ein wüster Haufen Wolle ohne jegliches System, ja all diese Formationen nahm das geworfene „Fleece“ an, nur flach und ordentlich daliegen wollte es nicht. Doch nach einigen Stunden nahm das ganze immer mehr Gestallt an und inzwischen ist es eigentlich kein Problem mehr.
Nach etwas mehr als einer Woche waren alle Schafe auf der Farm geschoren und die Arbeit somit beendet, doch glücklicher Weise bot sich mir die Möglichkeit weitere drei Wochen auf einer anderen Farm zu arbeiten. Nahe Skipton, eine Kleinstadt eine knappe Autostunde entfernt von Ararat und dort wohne ich nun während diesen drei Wochen und arbeite erneut als Rouseabout. Doch hier geht das ganze alles etwas schneller zur Sache. Bis zu 600 Schafe scheren drei Männer jeden Tag und das heißt ich falten, trage und werfe bis zu 600 Fleece jeden Tag. Da kommt man schon mal ins Schwitzen und gerannt wird sowieso, denn natürlich sind alle drei Shearer zu gleichen Zeitpunkt mit ihrem Schaf fertig, und binnen fünf Sekunden muss die Wolle vom Arbeitsplatz wegtransportiert und alle losen Stücke weggekehrt sein.
Es ist eine körperlich harte Arbeit für alle beteiligten, zum einem Natürlich die „Shearer“ aber auch für das ganze Team darum und so erklären sich auch die recht ungewöhnlichen Arbeitszeiten unterteilt in sogenannte „Runs“:
1. Run:                        7.30 – 9.30
Smoko (Pause):         9.30 – 10.30
2. Run:                        10.00 – 12.00
Lunch (Mittag):           12.00 – 13.00
3. Run:                        13.00 – 15.00
Smoko (Pause):         15.00 – 15.30
4. Run:                        15.30 – 17.30
Zu jeder Pause gibt es eine kleine Stärkung und zum Mittag ist es nicht ungewöhnlich das man den ein oder anderen in einem der vielen Wollhaufen beim Mittagsschlaf sieht. Das ganze wird dementsprechend gut bezahlt. Ich habe nun noch zwei Wochen vor mir und im Anschluss geht es direkt nach Kununurra (Nord-West-Australien) auf eine riesige Rinderfarm.

Einen etwas besseren Eindruck vom ganzen Sheering: https://www.youtube.com/watch?v=6a0BVPYqn8k


Samstag, 11. Mai 2013

Langi Ghiran State Park



Letzten Sonntag packte ich meine Kamera und machte mich auf in den Langi Ghiran State Park. Ein Berg direkt vor der Haustür, mit dichtem Wald und vielen Wanderwegen. Es war eine recht schöne Wanderung zu der Spitze des Berges, die mit einer Aussicht über die Region belohnt wurde, zwar habe ich hier schon schönere Wälder gesehen doch ein paar Fotos sind trotzdem entstanden. Immer wieder musste ich mich immer wieder an all die Leute erinnern, die sagen, dass sie das Interesse an den Nationalpärken der Region nach dem großen Feuer vor ein paar Jahren verloren haben. Die meisten Bäume der Wälder sind recht jung, andere sind schwarz oder nur noch ein ausgebrannter Stamm ist zu sehen. Auf der einen Seite interessant anzusehen, wie schnell die Natur alles wieder ergrünen lässt, auf der anderen Seite ist es aber auch sehr leicht sich vorzustellen, dass es zuvor ein wenig besser aussah. Ich habe meinen Ausflug genossen und werde bestimmt mal wieder einen der Wälder hier besuchen gehen.









Freund und Feind zugleich



Victoria nähert sich dem Winter, ein paar Bäume färben sich rot, orange oder braun, früh am Morgen ist Frost keine Seltenheit auch tagsüber steigt das Thermometer nur selten über 20 Grad, zum Teil den ganzen Tag lang knisterst der Kamin und statt in kurzer Hose und großen Hut, geht man nun in den kalten Morgenstunden mit Jeans, Pullover und Wollmütze bekleidet aus dem Haus. Ja ich vermisse die Sonne und nein ich bin nicht aufgrund meiner Erfahrung mit Schnee weniger kälteempfindlich als der Durchschnittsaustralier. Doch speziell den Farmern am anderen Ende der Welt scheint in der ein oder anderen Stunde die Sonne doch ein wenig zu lang auf den Kopf geschienen haben, so oder so ähnlich waren meine Gedanken als eines Abends Richo zu mir sagte: „Morgen wird dir bestimmt nicht kalt werden, wir zünden ein paar Felder an.“
Nur zur Erklärung, Busch- oder Grasfeuer sind hier jedes Jahr während des Sommers Ursachen, für Verletzte, abgebrannte Häuser und viel, zunächst einmal verlorenes, Land, sie sind gefürchtet. Nahezu jeder Farmer ist in der lokalen freiwilligen Feuerwehr, überall befinden sich Hinweisschilder zum richtigen Verhalten während eines Buschfeuers und der Farmer bei dem ich wohne, möchte seine Felder anzünden. Warum?
In Australien wird im Herbst (Mai) die Saat auf die Felder gebracht, über das Jahr wächst alles heran und zu Begin des nächsten Jahres ist Erntezeit. Nach der Ernte bleiben auf den Getreidefeldern die „Stoppeln“ stehen und werden entweder von den Schafen bis zur Saatzeit gegessen oder eben verbrannt und genau das haben wir in den letzten Tagen gemacht. Zunächst werden natürlich zur Sicherheit Brandschneisen, ein ca. 5 Meter breiter Streifen aus Erde und ohne Stroh oder ähnliches Brennbares Material, erschaffen und dann das Feld mittels eines Benzin-Diesel-Gemisches angebrannt. Ich war mit der Kamera dabei.









Die wahre Überraschung kam aber erst am nächsten Morgen. Zur Kontrolle ob wirklich nichts mehr vor sich hin qualmt oder ein Ast immer noch glüht, drehen wir ein paar Runden um die Felder und beschließen nach der dritten Runde, dass alle Feuer komplett erloschen sind. Wie in Australien üblich, genießen wir unsere kurze Pause um 10 Uhr am Morgen, nach einer Tasse Kaffee geht es zurück zur Arbeit und dann das, was jeder Farmer als seinen Albtraum bezeichnet: Rauch steigt auf und meterhohe Flammen fegen unkontrolliert über das eigene Land. Der recht starke Wind hat wohl ein paar Funken über die Brandschneise hinweg in das trockene Gras geblasen und von da an geht es ganz schnell. Wir rennen zum Truck mit dem großen Wassertank hinten drauf, starten die Pumpe und rufen gleichzeitig die Nachbarn und die Feuerwehr an um Hilfe zu bekommen. Dann ganz nah an die Feuerkante heran, mitten in den Rauch um das Feuer am Ausbreiten zu hindern. Zu meinem Erstaunen waren 4 weitere Trucks und ein paar andere Nachbarn nach ein paar Minuten vor Ort und somit entstand nicht zu viel Schaden, doch der Schock bleibt.

Sonntag, 7. April 2013

Ostern

Direkt nach dem Rodeo ging es nach Moisten auf eine kleine Hobbyfarm eines Freundes der Familie. Dort haben wir das ganze Osterwochenende gezeltet. Jeden Abend gab es eine lustige Runde am Lagerfeuer und am Tag vertrieben wir uns die Zeit mit Kochen, Karten spielen, mit den Kindern Fussball spielen oder in dem eigens dafür angeschafften und verzierten Kleinbus den größeren Kindern Autofahren beizubringen. Für mich war es eine super Gelegenheit mit all den Leuten in Kontakt zu kommen und ich muss echt sagen das es ein schönes Osterfest war. Auch wenn ich dir Oko schon ein wenig vermisst habe. Zum Ende noch ein paar Schnappschüsse die im Laufe des Wochenendes entstanden sind.













Es gibt eine Aktualisierung des Reiseplans und so werde ich in den nächsten Tagen für zwei Wochen Urlaub nach Tasmanien aufbrechen und dann wieder hier zurückkehren um die Reisekasse erneut aufzufüllen. Auf Fotos darf sich mit gewisser Geduld gefreut werden.

Viele Grüße aus Ararat.