Sonntag, 30. Dezember 2012

Ein Abend am Feuer

Es ist später Nachmittag, der Tag gefüllt mit Mustering, neigt sich dem Ende. Jeder freut sich auf das wohlverdiente Feierabendbier, das Entspannen im Pool, das Abendbrot und den wohlverdienten Schlaf. Wir fahren nach Hause es ist gegen 18.00 Uhr und wir alle sind seit 5.30Uhr auf den Beinen. Die Sone neigt sich im Westen Richtung Horizont, man kann die Sonnenbrille mal absetzen, ohne das es in den Augen brennt, die Autoscheibe herunterleiern, ohne das man vor Hitze stirbt und die Geschichten des Tages werden ausgetauscht. Der Blick schweift in die Ferne, ein Emu dort, ein Adler da, natürlich sind auch viel Rinder zu sehen , die nicht selten den Weg versperren und uns zum Anhalten bringen, dann wird stets ausgewertet wie kräftig die Hinterbeine des Bullen gebaut sind, welch einen guten Eindruck die vielen Jungtiere machen - oder eben auch nicht - und dann ziehen die Rinder und wir auch schon weiter. Jeder mag die Zeit des Tages, man freut sich über das Geschaffte und plant schon den nächsten Morgen. Doch schlagartig ändert sich die Laune, Andrew zeigt mit ausgestrecktem Arm aus dem Fenster in Richtig Norden und diesmal meint er nicht die zur seiner Freude riesen großen Wolken. Ich muss die Augen etwas zusammenkneifen und dann sehe auch ich es: Ein leichter Rauch steigt auf und das ist kein Nachbar von dem die Esse qualmt, da brennt das Outback. Andrew fährt schneller, die Rinder werden laut hupend von der Straße gedrängt, auf dem CB-Funk wird jeder informiert und abgesprochen, wer mit wem und welchem Gerät dort erscheint und die Nachbarn werden informiert bzw. zu Hilfe gerufen. Die Feuerwehr zu informieren, macht keinen Sinn: Erstens gibt es sowieso keinen Handyempfang und Zweitens ehe die hier sind ist es übermorgen und Granada liegt in Asche. Wir düsen nach Cubbaroo um unseren Wassertank (500 l) mit Pumpe und Wasserschlauch auf das Auto zu ziehen, dann noch schnell ein paar Schnitten von Annie einpacken und dann geht es auch schon los. Das Feierabendbier rückt in weite Ferne, der Qualm nähert sich, langsam sind erste Flammen zu erkennen, das Ausmaß wird sichtbar. Ca. 2 Kilometer breit frisst sich das Feuer den Weg Richtung Osten - es hat immer Rückenwind - recht zügig ist es heute unterwegs, wir beschließen nach einer kurzen Besprechung uns zum sogenannten back-burning (zurück brennen) von Ost nach West, dem Feuer entgegen. Die effektivste Art die Feuerwand unter Kontrolle zu bringen ist es, ihm einfach den Brennstoff zu rauben. Das heißt wir entfachen unser eigenes Feuer und verbrennen das Land zwischen uns und der Feuerfront, die zwei Feuer werden aufeinander stoßen und somit sich "gegenseitig das Fressen wegnehmen und sterben". Soweit die Überlegung, die Umsetzung wird dadurch erschwert, dass wir "unser Feuer" gegen die Windrichtung brennen.. Damit sich das entfachte Feuer nicht in die Falsche Richtung bewegen kann und somit noch mehr Schaden anrichten würde, nutzen wie eine bestehende Straßen oder erschaffen eine Brandschneise mit einem Grader. Wir fahren entlang des Weges mit unserem Wassertank und stoppen das Feuer gegebenenfalls. Auch zur Verwendung kommen Motorräder und Quads, um einen schnelleren Überblick zu bekommen, und ein kleiner Feuerwehr LKW der Granada gehört. Wir "Feuerwehrmänner" sind dabei gekleidet wie immer: Jeans (wenn Zeit ist wechseln wir auch gerne mal zu einer kurzen Hose, weil es eben bisschen heiß ist, Arbeitshemd aber ausnahmsweise mal ohne Hut, da die Sonne ja nicht scheint.

Ein Feuer-Truck beim "back-burning"

Das Ganze ist nicht sonderlich anstrengend, doch mit der Zeit brennt der Rauch in den Augen, die Beine werden Müde, alles stinkt und eigentlich wollte man ja sowieso nur am Pool liegen und ein Bier trinken. Ein paar Stunden später, meist nicht vor 12 Uhr sind alle Feuer unter Kontrolle. Hoffentlich hat einer an die Eiskiste mit dem Bier gedacht, meist erfüllt sich dieser Wunsch und alle genießen ein gemeinsames Bier, bevor sich jeder nach Hause begibt und den nun noch mehr verdienten Schlaf findet. So oder so ähnlich endeten leider zu viele Tage in den zwei Monaten. 

Ich habe Feuer gesehen, welche "nur" ein paar Quadratkilometer zerstört haben, aber auch eins, welches die Fläche einer Stadt wie Chemnitz in Asche verwandelt hat, dieses war jedoch auf einer Nachbarfarm und brannte über mehrere Tage. Doch wenn man Unmengen an Land besitzt, allein die Granada Station ist fast so groß wie der Landkreis Mittelsachsen, dann stört einen das irgendwie nicht so richtig. Die Bäume verbrennen meist nicht, das Gras ist nach der nächsten Regenzeit wieder da, das Feuer zerstört ganz nebenbei auch ungewünschtes Unkraut und die Rinder haben immer eine Ausweichmöglichkeit. Es ist einfach nur lästig zu bekämpfen und das Auto stinkt noch Tage später. 

Fotos gibt es von mir selbst leider nicht, da es ja meist schnell gehen muss und man halt auch besseres zu tun hat, als zu fotografieren, doch dieser Anblick trifft es eigentlich ganz gut:


Da die Regenzeit nun begonnen hat, ist die Feuersaison für so gut wie beendet erklärt und wenn es doch mal eins gibt, kann man zumindest auf Hilfe von oben hoffen.

Samstag, 29. Dezember 2012

Das Outback in Nass

Ehrlich gesagt habe ich mir bisher nie so wirklich Gedanken über das Wetter gemacht. Natürlich Regen ist immer bisschen doof, zu heiß nervt, zu kalt sollte es auch nicht sein und Schnee bitte nur in Maßen, ansonsten möchte ich einfach nur einen Tag vorher wissen wie es wird, damit ich das Richtige anhabe. So oder so ähnlich waren meinen Gedanken über das Wetter in Deutschland, wirklich abhängig war ich fast nie davon, maximal war es ein wenig störend oder zeitraubend. Ganz anders hier im australischen Outback.

Es ist heiß, sehr heiß. Im Sommer sind 45 Grad keine Seltenheit, Winter nennt man hier das was man sich in Deutschland als Sommer wünscht: um die 25 Grad. In den zwei Monaten, die ich bisher hier verbracht habe, zeigt sich der Sommer von seiner "besten" Seite, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Da heißt es einfach nur viel trinken - 5 Liter an einem Arbeitstag sind normal - und den laufenden Schweiß bemerkt man irgendwann gar nicht mehr. Alle Häuser sind natürlich klimatisiert und so hält man sich eben an freien Tagen im Haus auf, oder flüchtet in den Pool.
So viel zu den Temperaturen, hinzu kommt natürlich noch der Regen und darin besteht der große Unterschied: Hier freut sich jeder über jeden einzelnen Tropfen Regen, es wird jeder Millimeter gemessen und ein Kalender geführt wann es wie viel geregnet hat. Fran sagte einmal zu mir, als ich sie verwundert fragte wie man Regen mögen kann: "Wir sind abhängig vom Regen. Ohne Regen kein Gras und Wasser, ohne Gras und Wasser kein Rind, ohne Rind kein Geld, ohne Geld..." ja das kennen wir auch in Deutschland wie das ist. Und bei über 40 Grad freue sogar ich mich auf den Regen, erstens weil dann sowieso alle ein wenig bessere Laune haben, Andrew freut sich meist wie ein kleines Kind wenn er beim Autofahren 2 Regentropfen auf der Scheibe sieht, und zweitens ist es auch eine willkommene Abkühlung.

Die ersten großen Wolken der Regenzeit ergaben ein recht schickes Bild über Cubbaroo

Gestern gab es sogar einen zarten Regenbogen zu sehen. 

Auch Neu für mich ist, dass man kein Wetterbericht braucht, denn es ist sowieso immer das gleiche bzw. sowieso nicht genau genug vorhersagbar. Im Laufe des Tages, gegen 12 Uhr Mittags fängt alles an. Man kann dann den Wolken beim Wachsen zusehen, bis es gegen 5 oder 6 anfängt zu regnen, die Wolken bleiben  zumeist bis in den späten Abend (das ergibt wunderschöne Sonnenuntergänge) und früh ist meist wieder alles klar oder die restlichen Wolken verziehen sich im Laufe des Morgens. Dieses Schauspiel gibt es jeden Tag aufs Neue, die einzige Überraschung die es geben kann ist, dass sich die gebildeten Wolken gegen 4 Uhr aus unerklärlichen Gründen zurückbilden und es somit kein Regen gibt.
Der Regen hat uns alle fest im Griff, so macht er aus der sonst so harten, staubigen Landschaft ein Schlammbad voller Pfützen, verhindert nahezu jegliche Arbeit außerhalb des Hauses oder der Werkstatt, weil die Dreckstraßen nicht mehr zu gebrauchen sind und er lässt die Flüsse anschwellen über die es keine Brücken gibt.
Dazu vielleicht ein bisschen mehr, da es mich selbst echt fasziniert wie sehr man hier von dem Wasserstand eines Flusses abhängig ist. So kann es sein dass der komplette Tagesplan verschoben werden muss, weil ein Fluss zu viel Wasser hat um Rinder dort durchzuführen. Während der Regenzeit, die gerade begonnen hat, ist es auch nichts besonderes, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, da ein paar reißende Flüsse zwischen dir und der Stadt liegen bzw. alles sowieso viel zu schlammig ist. Für genügend Essensvorräte ist dabei ganzjährig gesorgt. Man weiß ja nie...

Doch trotz all dieser Umstände liebt jeder hier den Regen, denn er bringt Leben in das Outback, so ist es nicht mehr nur gelb-orange-braun, sondern seit den letzten paar Tagen sind immer mehr Farben zu erkennen, so sprießt das leuchtend grüne Gras seit dem ersten Regenschauer und heute habe ich sogar ein paar kleine Blumen entdeckt.

Nach zwei Monaten tatsächlich erste Blume die ich hier außerhalb des Gartens gesehen habe - Am Rande einer Straße -

Wenig später eine weitere...

...und dann wurde es ja schon fast "bunt".

Freitag, 28. Dezember 2012

Mustering

Was ist Mustering? Warum, wie oft und wie macht man dass?
Mustering direkt zu übersetzen ist mir bisher noch nicht gelungen, deshalb einfach meine ganz eigene Beschreibung/Erfahrungen: Die Rinder werden zunächst zu einem großen Mob und dann meist entlang eines Zauns oder einer Straße getrieben. Der Gründe dafür sind ganz unterschiedlich. So kann es sein, dass das eine Abteil nicht mehr genug gutes Gras oder Wasser hat und die Rinder somit einfach nur „verlegt“ werden. Oder aber es befinden sich dort sehr Jungtiere die gezählt, gebrandmarkt und wenn sie alt genug sind von ihren Müttern getrennt werden. Es kann auch sein, es ein Abteil voller Bullen gibt, und es 20 gute Bullen benötigt werden, auch dann werden alle in die Yards getrieben, aussortiert und zurück „nach Hause“ gebracht.
Das ganze machen wir hier ungefähr zweimal im Jahr um die Jungtiere zu „verarbeiten“ und sonst wann immer es einen Grunde gibt die Rinder zu bewegen.
Die Art und Weise kann so unterschiedlich sein, wie der Grund sein. So kommen Motorräder, Pferde, Quads, Autos und Helikopter zum Einsatz. Alles hat so seine Vort-und Nachteile. Ein Helikopter, welche hier sehr klein und wendig sind, hat immer den Überblick und ist somit ideal um die über Kilometer zerstreuten Rinder zu finden und zusammenzutreiben. So sind die Piloten aber auch in der Lage Rinder zu treiben, indem sie knapp über dem Boden fliegen, das sieht etwas wild aus, soll aber kalkulierbar sein. Einen Eindruck davon bekommt man hier: Helikopter
Ein Pferd ist etwas „rinderfreundlicher“ da es nicht so laut ist und man direkt neben den Tieren reiten kann, ein Motorrad ist dagegen schneller und man muss selbst nicht so viel schreien (zu den Tieren reden), da der Motor auch seinen Teil zur Geräuschkulisse und somit zum Bewegen der Rinder beträgt. Ein Quad ist einfach nur einfacher zu fahren, ist aber, speziell wenn es etwas gröber wird, das heißt über Stock und Stein geht, eher unbequem.
Egal mit welchem Fortbewegungsmittel auch immer, wichtig ist den Tieren beizubringen von A nach B in dem dafür vorgesehenen Weg zu laufen. Dazu fährt man hinter denen her (Tail=Schwanz) um Tempo zu machen, korrigiert rechts und links des Mobs an den Wings (Flügeln) die Laufrichtung und einer fährt vorneweg und zeigt den Rindern am Haed (Kopf) wo es lang geht. Ich selbst bin meistens am Tail oder Wing und auf dem Motorrad unterwegs, heute habe ich mich frisch in ein 230 ccm verliebt, einfach so schön leicht das man es auch mal über einen Baumstamm drüber heben kann und für mich auch wendiger als ein  400 ccm, dafür verzichte sogar ich mal auf ein bisschen Antrieb unter dem Hintern.

Heute war es dazu auch noch recht heiß, so haben wir alle zusammen viel geschwitzt und am Ende doch die Rinder zu ihrem neuen zu Hause geschafft. So war Wally das erste mal auf seinem neuem Motorrad unterwegs und dabei erstaunlich ausdauernd, Amilie hat es zum ersten Mal im allgemeinem miterlebt und war danach am Ende mit ihren Kräften und ich selbst, ja ich habe ein neues Lieblingsbike und sonst war es eben Mustering: Heiß, Anstrengend aber immer Spaßig. So muss man sich selbst immer wieder motivieren durch das nächste Gebüsch zu jagen um den Rindern den Weg zu zeigen, auch wenn man eigentlich schon seit so einiger Zeit geschafft ist. Immer weiter bis zum Ende, zu große Fehler sind dabei nicht erlaubt. So kann ein zu aggressives Verhalten dazu führen, dass die mal komplett die Richtung wechseln, oder weit wegrennen und man somit noch ein wenig mehr Arbeit hat oder gar Rinder auf dem Weg verliert. Speziell wenn viele Bäume die Sicht verhindern und die Rinder stoppen um zu Fressen, kann das manchmal ganz schön unübersichtlich und stressig werden und so ist immer ein gutes Auge gefragt um niemanden zu verlieren. Je größer der Mob, ich hatte schon welche bis hin zu 500 Tieren, desto besser muss man die Tiere beobachten, da man halt nicht immer überall zu gleich sein kann. Heute lief alles glatt und wir haben den Mob ohne ein Rind zu verlieren/zurücklassen zu müssen in das neues Abteil geschafft.

Gerne würde ich euch ein paar Fotos zeigen, doch leider ist es eben Arbeit und zudem auch noch auf dem Motorrad. Da ich erst seit paar Wochen Motorrad fahre, nehme ich da nicht meine Kamera mit, aber vielleicht kommen da später nochmal ein paar als Nachtrag.

Der Abend wurde noch gekrönt durch das ein oder andere Feuer was unerwarteter Weise (wir dachten wir hatten inzwischen genug Regen) am Horizont zu erblicken war. Am Ende bekamen wir dann doch Hilfe von oben und so haben ein paar Regentropfen ausgereicht, um es größeren Schaden zu verhindern.
Morgen werden wir ein paar Rinder, welche durch einen Zaun hindurch gedrungen sind, zusammentreiben und dem Nachbar zurück geben. Das heißt kein richtiges Mustering, aber wieder Rindertreiben.

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Weihnachten

Bevor ich euch mein Weihnachten ein wenig beschreiben werde, möchte ich mich zunächst erstmal bei allen entschuldigen, die auf mich im Skype gewartet haben. Ich hatte leider nicht die Möglichkeit an Internet heran zu kommen, da wir unerwarteter Weise schon am Abend des 24. nach Granada gefahren sind und es dort kein W-Lan gibt. Ich hoffe ihr alle hattet ein gesegnetes Weihnachtsfest, ich habe viel an euch gedacht und ich bin sicher wir hören/sehen uns in den nächsten Stunden/Tagen.

24.12.2012

Im Gegensatz zu Deutschland ist hier der 24. Dezember ein Tag fast wie jeder anderer im Jahr, so haben wir zwar nur den halben Tag gearbeitet, aber von Weihnachten war noch nichts zu sehen, wie schon angedeutet haben wir am Abend Cubbaroo verlassen und sind mit all den Geschenken im Gepäck nach Granada zu Peter und Fran gefahren, dort waren dann auch der Rest der Familie Hacon und wir hatten einen gemütlichen Abend mit zwei drei Bier und so. 

25.12.2012

Der eigentliche Weihnachtstag in Australien. So kommt Santa (der Weihnachtsmann) in der Nacht vom 24. zum 25. und am Morgen werden die Geschenke ausgepackt. Doch zunächst sind wir alle gemeinsam zum Frühstück auf die Nachbarfarm gefahren. Dort habe ich den ein oder anderen inzwischen bekannten oder auch neuen Einheimischen getroffen, wir hatten ein paar Bier und zum Frühstück Spiegelei und Bacon auf Toast. Ein echt guter Start in den Tag.Darauffolgend gab es dann die Geschenke:
Der Weihnachtsbaum mit all den Geschenken darunter

Eine Unzahl an Geschenken für die Kinder, wobei ich fest davon überzeugt bin, das ein Kind, dass nicht verarbeiten kann. So gab es neben viel Dinosaurierspielzeug (die Jungs lieben es), Lego, Klamotten uvm. ein Fahrrad für Harry, ein 50ccm-Motorrad für Wally  und für alle gemeinsam noch ein Trampolin, die Kinder waren auf jeden Fall überglücklich wie man auf den folgenden Bildern auch sehen kann. 
Isabelle beim Öffnen einer ihrer Geschenke

Harry bekommt sein Fahrrad
Andrew, Wally und Harry (von links nach rechts) beim Auspacken des Mini-Motorrads
Fran - Die Mutter von Andrew


Harry "unterhält" alle

Andrew - ein glücklicher Papa

Ich habe einen originalen Hut, ein neues Exemplar meines Lieblingsarbeitshemdes, da ich mein altes mit dem Winkelschleifer zerstört hatte, und ein T-Shirt geschenkt bekommen, bin also auch sehr gut beschenkt worden. Vielen Dank dafür!

Zum Mittag gab es Meeresfrüchte, zum Glück haben sie vorher schon mal angefragt, wie mein Verhältnis zum Krebs und Co. ist und so habe ich von allem ein wenig probiert, wiederholend festgestellt, dass ein nicht wirklich ein Genuss ist und bin dann auf sehr guten Salat umgestiegen. So war es am Ende dann doch noch lecker. Das Mittagessen war wieder mal ein perfektes Beispiel dafür, das es in Australien oder zumindest hier im Outback nicht wirklich mit Stil und Kultur zu geht: So haben wir feinste Meeresfrüchte von Plastiktellern gegessen und die Panzer mit Ringspannern aufgeknackt. Die Zeit zwischen Mittag und Abendbrot habe ich größtenteils damit verbracht, für Isabelle, Harry-Potter-Lego aufzubauen oder mit den Kindern mit Wasserspritzpistolen bewaffnet durch den Garten zu rennen. Ja so was macht man eben zu Weihnachten wenn es viel zu heiß ist. Das Abendbrot viel relativ knapp aus, da wir alle nicht so wirklich Hunger hatten. 

Am Ende des Tages war ich mit mit Amilie, der deutschen Köchin, einig, dass es zwar ein sehr schöner Tag, aber kein wirkliches Weihnachten war wobei das auch den Vorteil hat, dass man nicht an richtiges Weihnachten erinnert wird und es somit nicht allzu sehr vermisst.

26.12.2012

Nachdem wir heute Morgen nach Cubbaroo zurück gekommen sind, war heute großes Putzen angesagt, nicht etwa das Haus, sondern alle möglichen Fahrzeuge die ich so finden konnte. So standen unter anderem ein Rindertruck mit Anhänger, 3 Quads und 3 Motorräder auf meiner Putzliste, naja so ist das Leben halt mit Regen und Dreckstraßen. 
Die Kinder haben sich auf ihren Fahrzeugen ausprobiert, so machen Wally und Isabelle Fortschritte auf dem neuem Motorrad und Harry ist begeistert von seinem kleinem Fahrrad.
Harry (links) und Wally (rechts) beim Üben mit ihren Bikes
Wally wird immer besser
In meiner Mittagspause, welche heute mal von halb eins bin ca 3 ging, es ist eben doch noch so eine gewisse Weihnachtsruhe zu erkennen, habe ich Zeit und Internet gefunden um all die lieben Nachrichten und E-Mails zu lesen. Ich möchte mich bei euch allen dafür ganz herzlich Bedanken ich habe mich sehr darüber gefreut!
Bis gerade eben saßen wir wieder alle gemeinsam auf der Terrasse und haben ein paar schöne Stunden gemeinsam mit allen von Granada gehabt. Auf dem Rückweg zu Granada haben sie gerade noch ein Feuer entdeckt und nun wird erkundet wie weit weg und wie groß es ist und wenn es dumm kommt ist meine Nachtruhe zu Ende bevor sie angefangen hat. 
Auf Jeden Fall ist Morgen Mustering angesagt, das heißt ab auf das Motorrad den Rindern hinterher, so viel wie ich verstanden habe, werden diese Rinder auch nur ohne zu sortieren in einen anderen Teil der Farm gebracht und somit sind wohl meine Beine außer Gefahr.

Viele Grüße aus Australien!

Sonntag, 23. Dezember 2012

Erwischt und überlebt


21.12.2012 gegen 11.00 Uhr: William, Andrew und ich sind in den Yards, um aus einem Mob von jungen Zuchtbullen ein paar gute herauszusortieren. Eigentlich ungewöhnlich für Bullen, sind diese recht aggressiv und angriffslustig, ich bekomme eine gewisse Portion Respekt, vor knappen 800 Kilo purer Muskelmasse in Bewegung. Also immer schön vorsichtig sein, lieber einen Schritt zurücktreten und beruhigend auf die Bullen einreden. Das ist sowieso immer das wichtigste und auch erfolgreichste: Mit den Rindern reden, meist in Englisch in manchen Situationen, zur Freude meiner Mitmenschen, auch mal in Deutsch. Offenbar ergeben beide Sprachen in deutlicher Stimmlage Sinn, denn fast immer wissen die Rinder was zu tun ist.

Zentrum der Yards zum Sortieren der Rinder
Das eigentliche Sortieren erfolgt Rind für Rind, jeder einzelne Bulle kommt in ein rundes Abteil (siehe Foto), welches hauptsächlich aus verschiedenen Eisentoren besteht, diese führen dann zu den einzelnen Abteilen. Meine Aufgabe ist es, dass jeweilige richtige Tor zu öffnen, nachdem Andrew mir zuruft, wo welcher Bulle hinzugehen hat. Soweit die trockene Theorie, erschwert wird das ganze dadurch, dass das ganze runde Ding nur einen Radius von rund drei Metern hat und die Bullen wie schon erwähnt recht aggressiv sind. Das heißt im Klartext ich bin immer darauf vorbereitet, auf eines der Tore hochzuklettern, um dem herankommenden Bullen auszuweichen. Jedoch sollte ich auch nicht die ganze Zeit auf den Toren befinden, da es so natürlich schwer ist sie zu öffnen bzw. es den ganzen Prozess einfach unglaublich aufhält.
Inzwischen sind wir in einem gutem Arbeitsfluss und ich beginne zu verstehen die Muskelberge einzuschätzen und dem entsprechen zu reagieren oder eben nicht. Doch dann kommt ein besonders großer zu mir herein, eigentlich auf den ersten Blick nicht all zu aggressiv, denke ich mir gerade, doch da nimmt er auch schon Schwung auf und rennt, mit dem gesenkten Kopf voran, auf mich drauf zu, eine deutliche Aufforderung aus dem Weg zu gehen, ich springe auf das Tor, habe meinen Kopf und Oberkörper inzwischen außer Reichweite, da rammt er mein Bein mit seinem Schädel gegen das Eisentor. Ich falle auf der anderen Seite des Tores herunter und da liege ich erstmal und kann mein Bein nicht mehr anheben. Andrew und William eilen mir zu Hilfe und nach dem ein oder anderem schlauen Kommentar und der Gewissheit, dass kein Blut in alle Richtungen spritzt (so hat es sich im ersten Moment angefühlt)  können wir alle schon wieder drüber lachen. So wird hier nun einmal mit Schmerzen umgegangen, da wirklich keine Zeit ist, für jeden kleinen Kratzer ein Pflaster zu holen. Da ich aber erstmal nicht mehr laufen kann, sondern nur noch auf einem Bein umher springe, bekomme ich erstmal ein paar Stunden Auszeit.
4 Stunden voller Eis und Schlaf später, saß ich wieder auf dem Quad um die Rinder zurück zu schaffen. Das Motorrad wäre mir zwar lieber gewesen, ging aber natürlich nicht, weil ich mit dem linken Bein keine Gänge wechseln konnte. Inzwischen, am Abend des übernächsten Tages, ist es nur noch ein wenig dick und das laufen geht auch fast problemlos, auch saß ich die Tage schon wieder auf dem Motorrad und habe gestern Morgen für mich selbst beschlossen, das definitiv nix gebrochen ist. Ein Arzt, zu holen, würde bedeuten, dass der flying doctor  (fliegender Arzt) hunderte Kilometer mit dem Flugzeug herkommen muss und so schlimm ist es ja nun auch nicht gewesen.
 In diesem Sinne kann ich Weihnachten nun doch genießen und beginne seit ein paar Tagen auch schon so etwas wie Vorfreude zu entwickeln, auch wenn ich noch nicht so richtig herausgefunden habe auf was ich mich freuen kann. Das einzige was ich weiß das es ganz anders als zu Hause wird, aber davon werde ich bestimmt ein andermal noch schreiben.

Freitag, 21. Dezember 2012

Hier und Jetzt


Mein erster Post =)


Eigentlich ein bisschen zu spät, aber besser als nie, habe ich mich nun beschlossen ein eigenes Blog zu führen. Ich werde vielleicht später noch einen kleinen Rückblick auf meine bisherige Reise schreiben, doch zunächst erstmal zu meiner aktuellen Lage: 
Ich bin in Australien, Queensland, mitten in Outback auf der cattle station (Rinderfarm) Cubbaroo, 100 km nördlich von Cloncurry, einer "Stadt" mit nur 3000 Einwohnern, aber alles an Läden was man eigentlich so braucht. Zu den scheinbar unendlichen Weiten und wie hier damit umgegangen wird, werde ich später nochmal ein extra Thema schreiben. Nun schon mehr als zwei Monate sind Annie und Andrew Hacon meine Gasteltern und ich könnte echt keine besseren haben. Die Familie wird durch die Kinder Isabelle, Wally und Harry komplettiert, durch die es nie langweilig wird und immer laut und spaßig ist. Außerdem leben auf der Farm noch 5 Hunde, ca. 15 Pferde, ein paar Schweine und natürlich scheinbar unendlich viele Rinder. Cubbaroo ist ein Teil der Granada-Station, die Farm von Andrews Dad (Peter) und Mum (Fran), dort lebten bis vor ein paar Tagen auch noch einige andere Arbeiter, aber alle anderen außer die deutsche Köchin und ich sind im Weihnachtsurlaub oder haben ihre Arbeit gerade beendet. Und so ist es ziemlich ruhig auf Granada geworden, da nur noch Peter, Fran, William (Peters jüngster Sohn), und meine Gastfamilie hier sind. 
Rindertruck der Hacon Familie

Arbeit auf einer cattle station was bedeutet das: Als erstes mal unendlich viel Spaß, Abwechslung und Schweiß. Ich beginne morgens bei Sonnenaufgang (gegen 6 Uhr) und an guten Tagen ist gegen 17.30 Uhr ein Feierabendbier in meiner Hand. Das Thema zu Bier werde ich mir wohl verkneifen, dazu nur soviel: Es ist halt kein deutsches. Natürlich bereiten rund 16000 Rinder eine Menge Arbeit, so steht mustering immer wieder auf dem Tagesplan, das heißt mit dem Crossbike, Quad oder andere mit dem Pferd (meine Reitkünste reichen dazu noch nicht aus) Rinder zu einem Mob zusammentreiben und dann in die Yards (eine Aneinanderreihung von Zäunen und Toren zum sortieren von Rindern) zu bringen. Später werden die Tiere dann sortiert, gebrandmarkt ("branding"), kastriert oder ähnliches und entweder per Truck oder wieder mit den Motorrädern in ihren bestimmten Abteil (jedes einzelne hat einen Namen) der scheinbar unendlich großen Farm gebracht werden. Ein anderer, besonders in den letzten sehr heißen Wochen und Monaten wichtiger, Job ist die Wasserstellen der Rinder zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reparieren, so habe ich nun schon einige Windmühlen repariert, elektrische Pumpen von A nach B geschafft und zu laufen gebracht oder Motoren zum Wasserpumpen angeschlossen. Besonders die Windmühlen sind harte Arbeit aber auch sehr interessant und es ist immer wieder erstaunlich wie perfekt diese uralten Dinger noch arbeiten, auch dazu wird es wohl später noch mehr Informationen geben. 

Windmühle zum Wasserpumpen (zur Zeit außer Betrieb)

Natürlich gibt es auch noch andere kleiner Aufgaben die zu erledigen sind und so wurde es mir bisher noch nie langweilig, was wohl auch daran liegt, dass Andrew mir sehr viel anvertraut und auch kein Problem damit hat mich alleine in einen Kipp-Truck zu setzten und mich mit dem Kommentar zu verabschieden: "Fährt sich ganz ähnlich wie ein Toyota". Toyota ist hier sozusagen gleichzusetzen mit "Auto", denn der Toyota LandCruiser ist eigentlich das einzige Arbeitsauto was man sieht. Ein meist staubiger Zweisitzer, hinten mit einer offener Ladefläche, ausgestattet mit einem Kanister voller eiskaltem Trinkwasser (sehr wichtig) und einer Werkzeugkiste die so ungefähr alles beinhaltet was ich an Werkzeug bevor ich hier her kam kannte und alles was man so im Arbeitsalltag braucht. Ein anderer wichtiger, meist nächtlicher, Job war es in den letzten Wochen die Buschfeuer zu bekämpfen, auch dazu kommt bestimmt nochmal ein Eintrag in meinem Blog.

Noch ein paar Worte zu Wetter: Wir haben hier Sommer und das so richtig, so sind 45 Grad im Schatten keine Seltenheit, im Gegensatz zu einer Wolke am Himmel. Doch so langsam beginnt die Regenzeit und so kann man die Uhr danach stellen, dass sich gegen 2 Uhr riesige Regenwolken bilden. In den letzten Tagen endete es dann immer öfter in einem heftigen Gewitter gegen 6 Uhr, da kommt dann für ein paar Minuten alles herunter was man sich so vorstellen kann, es donnert und blitzt, das habe ich vorher noch nicht erlebt und alles verwandelt sich in eine Schlammlandschaft in der es nur schwierig ist sich fortzubewegen. Der Regen ist nicht nur eine willkommene Abkühlung, auch begann die Landschaft und sich schon noch dem ersten Regen grün zu färben, und inzwischen kann man überall das Gras sprießen sehen. Hier wünscht man sich eben grüne und nicht weiße Weihnachten, ein Wunsch der in diesem Jahr schon jetzt auf weiten Teilen der Farm in Erfüllung gegangen ist.

Natürlich wird es in den nächsten Tagen immer mal wieder den ein oder anderen Beitrag geben, so habe ich mir vorgenommen, zum einem meinen Alltag ein wenig zu beschreiben und zu anderen auch immer mal wieder ein paar besondere Themen euch näher zu bringen, ihr könnt also gespannt sein. Ich entschuldige mich für falsche Rechtschreibung oder Kommasetzung schon mal im vorraus. Erstens ich bin nicht mehr in der Schule und Zweitens: Meist werde ich wohl Abends nach der Arbeit schreiben und dementsprechend ziemlich müde sein. Auch ist es manchmal schwer das in englischer Sprache Gelernte zu übersetzen, ich werde jedoch mein Bestes geben und gegebenenfalls ein paar erklärende Bilder hinzufügen. 

In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen schönen Tag und mir selbst eine gute Nacht.
Richard